Crowdfoods: der erste Verband für Food- und Agro-Startup im DACHLI-Raum

 

Mark Leinemann - Präsident von Crowdfoods
Mark Leinemann - Präsident von Crowdfoods

Mark Leinemann ist Präsident der crowdfoods - Food Entrepreneur & Startup Association (FESA) – dem ersten Food & Agro Startup Verband für den DACHLI*-Raum – welcher das Ziel verfolgt, Startups aus der Foodbranche in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Liechtenstein zu fördern und zu vernetzen. (Link: www.crowdfoods.com) 

 

Die Schweiz ist ein kleines Land mit regionalen Unterschieden. Kann man daher sagen, dass die Schweiz von vielen kleinen Mikromärkten geprägt ist? Wie ist es in der Foodbranche? Sind dort auch regionale Unterschiede bemerkbar und gibt es besondere Gemeinsamkeiten?

Im Bereich der lokalen und regionalen Küche und bei Spezialitäten, z.B. bei Käse, Wein, Wurst usw. gibt es natürlich viele kleine Mikromärkte, teils von Ort zu Ort, aber ganz sicher in den einzelnen Sprachregionen. Aber es gibt auch schweizweite Gemeinsamkeiten, sei es der Apero, die Liebe zu gutem Kaffee und Wein, Schokoladen- und Confiserie-Produkten, gesunden und Bioprodukten und Vielem mehr. Eine Gemeinsamkeit ist dabei sicher die hohe Wertschätzung der Schweizer Konsumenten für qualitativ hochwertige Foodprodukte, aber auch, dass – im Vergleich zu anderen Ländern – mehr Käufer Lebensmittel auch online bestellen.

 

Wie ist die Offenheit der Schweizer Kunden gegenüber neue Lebensmittelprodukten aus dem Ausland?

Die Schweizer schätzen Qualität und Abwechslung. Leider ist der Detailhandel im Lebensmittelsektor sehr stark konzentriert mit den beiden grossen Playern Migros und Coop. Das limitiert manchmal dann leider die Vielfalt im Sortiment, gerade bei innovativen Produkten aus dem Ausland, aber auch bei Produkten, die von kleinen Food-Manufakturen oder Startups kommen. 

 

Die Reiselust der Schweiz macht die Konsumenten auch aufgeschlossen für neue oder exotische Foodprodukte, auch aus dem Ausland – sofern die Qualität stimmt. Dass ein Startup wie Essento Insektenfood in der Schweiz einführt und bekannt macht – noch vor Deutschland - wäre ohne eine gewisse Offenheit seitens der Konsumenten gar nicht möglich.

 

Worauf achten insbesondere die Schweizer Konsumenten bei Lebensmitteln? Gibt es dabei Unterschiede zu Deutschland oder Österreich?

Qualität und Frische sowie Regionalität, Swissness, Nachhaltigkeit und Bio geht in der Schweiz oft vor Preis. Das ist eine Einstellung, die man auch eher in Österreich antrifft. In Deutschland dagegen geht es im Gegensatz dazu oft noch zu sehr um den Preis. Daher ist die Schweiz sicher für alle jene Food Startups als Absatzmarkt interessant, die hochwertige und innovative Foodprodukte anbieten.

Unternehmerisch gesehen, funktionieren die Foods-Startups aus der Schweiz anders als die aus dem Ausland?

Ich würde sagen nein. Die Anforderungen seitens Vorschriften zu Kennzeichnung, Lebensmittelhygiene usw. sind ähnlich komplex zu Deutschland oder Österreich. Auch der Weg in den Handel, Produktion, Skalierung, Marketing usw. ist für Food Startups in der Schweiz ähnlich wie im Ausland. Allerdings haben Schweizer Startups mit der Herausforderung eines kleineren nationalen Marktes, drei Sprachregionen, hoher Handelskonzentration und den Zollschranken im Export stärker zu kämpfen, als z.B. Startups aus der EU. Hinzu kommt, dass weniger Risikokapital im Markt vorhanden ist und Food-Fachleute oft von den grossen Foodkonzernen in der Schweiz absorbiert werden.

 

Mit welchen besonderen Anforderungen sind die Foods-Startup aus dem Ausland konfrontiert, wenn sie in die Schweiz expandieren möchten?

Da sind zu allererst die Zoll- und Sprachgrenzen zu nennen. Zolltarife sind zwar komplex, aber regelbar, schwieriger sind die jeweiligen Zollabwicklungen, speziell wenn ich Kunden direkt aus der EU heraus beliefern möchte. Als zweites die Sprachhürden: Selbst wenn man meinen könnte, ein Deutschschweizer spricht ja auch Deutsch, ist die Art der Kommunikation untereinander doch ganz anders in der Schweiz als in Deutschland und es gibt – neben dem Dialekt - sprachliche Besonderheiten. Aber auch lebensmitteltechnologisch und bei der Kennzeichnung gibt es spezielle Anforderungen, die beachtet werden müssen – hier helfen meist die kantonalen Lebensmittellabore aber auch Institutionen wie GS1 weiter. Last but not least ist noch das steuerliche Thema – speziell die Mehrwertsteuer – relevant. Denn seit kurzem gelten für ausländische Firmen, die nur importieren, ohne einen Firmensitz in der Schweiz zu haben, eine veränderte Mehrwertsteuerpflicht.

 

Wie unterstützt Crowdfoods die Expansion von Foods-Startups?

Wir unterstützen Food-Startups in vielerlei Hinsicht bei der Expansion. Neben ganz pragmatischen Tipps und Tricks, vermitteln wir passende Experten, Lieferanten oder Handelspartner aus dem Netzwerk und stellen grenzüberschreitende Kontakte her. Wir schaffen zudem für Startups eine Reihe von Vermarktungsbühnen, PR- und Vernetzungsoptionen, sei es in Medien, auf Konferenzen, Messen oder online. Hinzu kommt ein praxisorientiertes Weiterbildungsprogramm, was wir derzeit noch aufsetzen.

Du selber bist Marketingexperte: welche Massnahmen würdest du Foods-Startups für die Expansion in die Schweiz empfehlen?

In jedem Fall ist es wichtig, Leute an Bord zu holen oder mit externen Experten zusammen zu arbeiten, die die lokalen Verhältnisse der Schweiz kennen und in der Schweiz vor Ort sind. Nicht zu unterschätzen sind die Zollgrenzen bei Food, aber es gibt hier mittlerweile auch schon Lösungen, wie man Kunden in der Schweiz direkt aus der EU heraus beliefern kann. Je nachdem, aus welchem Land ein Startup in die Schweiz expandiert, würde ich empfehlen, zuerst den Sprachmarkt zu bedienen, der einem am nächsten liegt. Bei deutschen Startups also z.B. dann die deutschsprachige Schweiz. Da Werbung, aber auch Handelslistung bei Migros und Coop am Anfang sicher schwer umsetzbar sind und viel kosten können, sollten Startups alternative Wege und Händler suchen und auch auf den Online- bzw. Direktverkauf setzen. Im Marketing bietet sich als kostengünstige Lösung an, auf Social Media, SEO/SEM und Word of Mouth Marketing – sprich Mundpropaganda-Empfehlungen zu setzen. Wer das alles selber nicht aufbauen möchte, hat noch die Alternative, mit einem Generalimporteur zusammen zu arbeiten.

 

Kannst du uns schon verraten, welche spannenden News in Bereich Food auf uns in der Schweiz zukommen werden? 

Die Gründung unseres Food Startup Verbandes als internationale Organisation für 4 Ländern war nur erste Schritt. Als nächstes veranstalten wir mit dem StartupBites #FoodSummit19 (https://startup-bites.com/foodsummit19/) die erste länderübergreifende Food Startup Konferenz im DACHLI Raum. Die Konferenz ist dabei sozusagen der Startschuss für die Vernetzung der DACH Region untereinander. Danach planen wir bei crowdfoods schrittweise den Aufbau nationaler wie regionaler Chapter, in denen sich Startups und Foodwirtschaft  lokal vor Ort vernetzen können.

 

*DACHLI: Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein 

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